Wir putzen uns regelmässig die Zähne. Die psychische Gesundheit hingegen vergessen wir oft. Dabei bräuchte psychische Gesundheit hin und wieder auch gestärkt zu werden. Das ist gar nicht so schwer. In diesem Beitrag richten wir unseren Fokus darauf, wie Arbeitgeber die psychische Gesundheit im Job fördern können und geben am Schluss zehn einfache Impulse für die eigene psychische Gesundheit.
Dass wir uns regelmässig die Zähne putzen, ist für die meisten von uns selbstverständlich. Dass wir uns auch sonst um unsere Gesundheit sorgen, wohl auch: indem wir darauf achten, was wir essen, dass wir uns genügend bewegen und indem wir regelmässig zum Check zum Hausarzt gehen.
Das bezieht sich alles auf unsere körperliche Vorsorge. Dazu tragen wir Sorge. Unseren Körper haben wir im Bewusstsein. Aber wie steht es um unsere psychische Gesundheit? Die meisten von uns schenken dieser nicht dieselbe Aufmerksamkeit wie unserem Körper.
Dabei findet eine Mehrheit der Schweizer Bevölkerung, dass die physische und die psychische Gesundheit gleich wichtig sind, wie eine Studie zeigt. Und es braucht gar nicht so viel, um die eigene psychische Gesundheit zu stärken.
Zwei gelungene Beispiele, wie man sich unkompliziert um die eigene psychische Gesundheit kümmern kann, möchte ich kurz vorstellen.
Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz stärken
Kürzlich hat mich ein Gast bei der Abreise um eine Bestätigung für seinen Aufenthalt gebeten. Das ist eher aussergewöhnlich – oft reicht eine einfache Quittung oder Rechnung. Der Hintergrund dafür ist folgender: Der junge Mann arbeitet im Controlling in einer grösseren Firma. Er sitzt täglich im Büro und befasst sich mit Zahlen. Eine anstrengende und zugleich trockene Angelegenheit. Manchmal auch eintönig. Durch das lange Homeoffice haben auch die sozialen Kontakte gelitten. Plötzlich fielen die wichtigen externen Impulse weg. Langsam machte sich eine schleichende Krise bemerkbar.
Seine Firma ist sich bewusst, was ihr grösstes Kapital ist: die Mitarbeitenden. Geht es ihnen gut, geht es auch der Firma gut. Darum bemüht sich seine Firma, der Gesundheit ihrer Mitarbeitenden Sorge zu tragen. Dazu gehört aber wie gesagt nicht nur die körperliche Gesundheit. Nicht nur der ergonomische Stuhl und der höhenverstellbare Schreibtisch. Die Firma bezahlt all ihren Angestellten jedes Jahr ein paar hundert Franken für Massnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit. Das kann ein Beitrag sein ans Fitnessabo. Oder eben einen Beitrag an einen Aufenthalt auf dem Sonnenhügel.
Das hat unser Gast sehr richtig erfasst: Er hat mir beim Abschied erzählt, wie ihm die Gartenarbeit gutgetan habe. Seinen Körper spüren, draussen in der Natur sein, schwitzen und zur rechten Zeit eine wohltuende Pause einschalten, all das habe ihm neue Impulse verliehen. Er habe seinen Kopf auslüften können. In der freien Zeit am Nachmittag sei er dann auf neue Ideen gekommen oder habe es einfach genossen, mit anderen Gästen etwas zu unternehmen. Im Alltag gelinge es ihm nicht so einfach, unkompliziert neue Leute kennen zu lernen.

All das ist eine sinnvolle Investition in die psychische Gesundheit. Ein solches Erlebnis hatten wir übrigens schon vor ein paar Monaten. Da war ein Mann bei uns zu Gast, der als Dienstaltersgeschenk zwei Wochen zusätzliche Ferien beziehen durfte. Er hat mir beim Schnuppergespräch gesagt: «Damit möchte ich etwas Sinnvolles machen. Nicht einfach eine Kreuzfahrt.»
So ist er auf den Sonnenhügel gekommen. Ihm war bewusst, dass er in einer privilegierten Situation war. Es ging ihm gut und er bekam zwei Wochen zusätzliche Ferien geschenkt. Ihm war bewusst, dass es manchen Menschen nicht so gut geht. Dass viele Menschen, gerade nach der Zeit mit Corona, in einer Krise stecken. Etwas Sinnvolles tun bedeutete für ihn zweierlei: Einerseits wollte er etwas tun, was ihm selber guttut. Zum Beispiel im Garten arbeiten. Gleichzeitig war ihm wichtig, das an einem Ort zu tun, wo er etwas beitragen konnte für andere, denen es vielleicht weniger gut geht.
Im Nachhinein hat sich sein Arbeitgeber bei uns gemeldet. Sie fänden das eine so tolle Sache, dass sie gerne einen Teil seiner Pensionskosten übernehmen wollten – zusätzlich zu den geschenkten Ferien. Denn ein Dienstaltersgeschenk so zu investieren, sei vorbildlich. Das finden wir auch. Toll, dass es solche Arbeitgeber gibt.
Was kann ich tun, wenn ich so etwas unterstützen möchte? Vielleicht bist du ja selber Arbeitgeber und möchtest, dass deine Angestellten sich nicht nur die Zähne regelmässig putzen, sondern auch die psychische Gesundheit stärken. Vielleicht bist du Arbeitnehmerin und möchtest deine Firma darauf aufmerksam machen, dass es sich lohnen würde, in die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden zu investieren? Bei der Stiftung Pro Mente Sana gibt es wertvolle Tipps, wie man die psychische Gesundheit im Unternehmen stärken kann.
Wie geht’s dir? Eine Kampagne, die neue Impulse verleiht
Dort wird auch auf eine Kampagne Bezug genommen, die zurzeit grad in einigen Kantonen umgesetzt wird. «Wie geht’s dir?» – diese Frage steht dort im Zentrum. Diese Kampagne nimmt zwei verschiedene Blickwinkel ein.
Der eine Blickwinkel richtet sich an mich selber. Wie geht’s dir? Oder eben: Wie geht’s mir? Die Kampagne ist eine Einladung, mir diese Frage immer wieder zu stellen. Und darüber zu reden. Das sind zwei wichtige Schritte:
- Mir überlegen, wie es mir geht. Dazu gibt es auf der Homepage der Kampagne ein Emotionen-ABC. Das kann mir helfen, herauszufinden, wie’s mir geht. Mir meiner eigenen Befindlichkeit bewusst zu werden.
- Mit anderen darüber reden. Das hilft. Vor allem dann, wenn es mir nicht so gut geht. Damit ich aber darüber reden kann, brauche ich Worte dafür. Ich muss mich ausdrücken können. Das ist oft gar nicht so einfach. Auch da kann das Emotionen-ABC helfen.
Die Kampagne gibt es übrigens auch als App. Mit ihr kannst du ganz einfach deine Gefühlswelt entdecken, ein Tagebuch über deine Befindlichkeit führen und wertvolle Tipps für die psychische Gesundheit erhalten
Darüber reden ist aber noch aus einem anderen Grund wichtig. Das ist der zweite Blickwinkel dieser Kampagne. Vielleicht kennst du jemanden, um den oder die du dir Sorgen machst? Jemanden, dem oder der es zurzeit nicht gut geht? Und du weisst nicht, wie du das ansprechen kannst? Auch dafür hält die Kampagne «Wie geht’s dir?» hilfreiches Material in Form von Gesprächstipps bereit. Denn auch da gilt: Darüber reden hilft. Wenn ich jemanden auf seine Not ansprechen kann, ist er weniger einsam damit. Die meisten Menschen sind erleichtert, wenn sie angesprochen werden. Aber auf beiden Seiten gibt es viel Überforderung. Das ist normal. Darum braucht es solche Kampagnen.
Zehn Schritte, wie man die eigene psychische Gesundheit stärken kann
Psychische Gesundheitsförderung ist übrigens gar nicht so kompliziert. Es braucht nicht gleich einen Aufenthalt an einem Ort wie dem Sonnenhügel. Natürlich kann einem eine persönliche Begleitung ein paar zusätzliche Impulse vermitteln. Mit einem Zuhörer auf die eigene Lebenssituation schauen, kann helfen, sich neue Ziele zu setzen und sich eine neue Perspektive zu erarbeiten. Aber Gesundheitsförderung findet vor allem im Alltag statt, auch für die Psyche. Dazu zehn einfache Tipps, die sich auf der Homepage der bereits erwähnten Kampagne vertiefen lassen:
- In Kontakt bleiben
- In Bewegung bleiben
- Sich entspannen
- Darüber reden
- Um Hilfe fragen
- Sich beteiligen
- Neues lernen
- Kreatives tun
- Sich selbst annehmen
- An sich glauben