3 Schritte, um dein Leben wieder zu leben

10. Januar 2023

Natur und Struktur im Sonnenhügel

Hilfe! Ich mag morgens nicht mehr aufstehen! Was kann ich tun?

Es gibt Tage, da mag ich morgens nicht mehr aufstehen. Da ist mir alles zu viel. Lieber drehe ich mich noch einmal um und ziehe mir die Decke über den Kopf… Kommt dir das bekannt vor? Und hast du genug Kraft, um etwas dagegen zu unternehmen?
Hier sind 3 bewährte Schritte – und ein Wegweiser, um in die richtige Richtung zu gehen.

Jeder hat einmal einen schlechten Tag. Da werden du und ich kaum eine Ausnahme sein. Wir tun uns schwer, morgens aus dem Bett zu kommen. Meist gehen solche Tage wieder vorüber. Es kommt ein neuer Tag – es geht wieder besser.

Am Anfang tut es vielleicht sogar gut, hin und wieder mal so richtig auszuschlafen. Den einen oder anderen Tag ohne Struktur und ohne Verpflichtung. Das macht Spass. Das ist Freiheit.

Aber was, wenn sich solche Tage häufen? Schleichend stellst du fest, dass sich ein solcher Tag an den anderen reiht. Eigentlich stellt sich dir die Frage jeden Tag:

Warum soll ich überhaupt aus den Federn?

Das Leben besteht aus einer gesunden Routine

Vielleicht hast du auf lange Sicht nichts, das dich wirklich aus dem Bett lockt. Keine Arbeit. Keine Familie. Keine Gemeinschaft. Keine Verantwortung. Du bist auf dich selbst zurückgeworfen und niemand will etwas von dir.

Dieses Problem ist verbreiteter, als man meint. Es ist eine Müdigkeit, die durch eine Depression ausgelöst werden kann. 

Das hat auch etwas mit unserer unserer Gesellschaft zu tun. Es findet eine Vereinzelung statt. Man kann das zum Beispiel feststellen, wenn man schaut, wie viele Single-Haushalte es in der Schweiz gibt. Es gibt viele – und vor allem von Jahr zu Jahr immer mehr Single-Haushalte.

Auf der einen Seite wünschen sich viele Menschen Unabhängigkeit und Freiheit. Das ist schön und gut. Aber diese Freiheit kann auch zur Last werden. Dann nämlich, wenn ich nicht mag und nicht kann. Wenn ich morgens nicht mehr aufstehen mag. Dann bräuchte ich jemand, der oder die mich buchstäblich aus dem Bett holt.

Wenn wir nicht mehr aufstehen können, hilft in den meisten Fällen, sich selbst eine Tagesstruktur zu geben. Eine Struktur ist wie der grosse Wegweiser für ein gutes Leben.

Eine feste Tagesstruktur führt wiederum zu einer Routine, die für uns Menschen gesund und wohltuend ist.

Doch das gelingt nicht immer. Im Gegenteil: Ganz für sich allein den Tag zu gestalten, ist etwas vom Schwierigsten im Leben. Das hören wir im Sonnenhügel von unseren Gästen immer wieder. Und ich kenne es aus eigener Erfahrung.

Meistens ist unsere Struktur von aussen gegeben. Die Arbeit oder die Kinder oder irgendeine Verpflichtung ruft. Ich muss mir gar nicht gross überlegen, wozu ich aufstehen soll. Es ist schon gegeben. Die Tage und die Woche laufen einfach so dahin, mühelos.

Das mag langweilig wirken. Aber so ist das Leben. Ist doch gut, wenn es läuft. Manchmal schätzen wir die Routine erst, wenn sie ins Stocken kommt.

3 Schritte, um dein Leben wieder zu leben

Wenn uns diese äussere Struktur aber aus irgendeinem Grund abhandenkommt und wir uns keine innere, also selbstbestimmte Struktur gegeben haben, wird es schwierig.

Wie kannst du wieder zurück zu einer Struktur und damit zu einer gesunden Routine finden? Was kannst du tun, wenn du es selbst nicht mehr schaffst, dir eine Tagesstruktur zu geben – geschweige denn morgens aus dem Bett zu kommen?

Schritt 1: Keine Selbstverurteilung!

Der erste Schritt ist ein Appell: Keine Selbstverurteilung! Gut möglich, dass du dich für deinen Zustand schämst. Es kann doch nicht so schwierig sein, reden wir uns ein. Alle anderen können das doch auch!

Aber morgens aufstehen, ohne dass eine Verpflichtung ruft, ist nicht einfach. Für sich allein etwas Vernünftiges kochen, das fällt auch anderen schwer. Den Haushalt schmeissen, obwohl nie Besuch kommt, macht scheinbar wenig Sinn.

Es ist normal, dass wir uns damit schwertun. Aber es hilft zu wissen: wir sind damit nicht allein.

Es ist nämlich ganz und gar nicht so, dass das allen anderen leichtfällt – allen ausser dir. Du bist in guter Gesellschaft. Bloss ist diese Gesellschaft unsichtbar. Denn man spricht nicht darüber.

Kurz und gut: Wenn es dir nicht gut geht, dann mach es dir nicht unnötig schwer. Verurteile dich nicht. Es ist so, wie es ist. Das ist keine Schande.

Schritt 2: Mach etwas mit deinen Händen

Es ist so, wie es ist. Erst wenn wir das erkennen, können wir etwas ändern. Die gute Nachricht lautet nämlich: Es lässt sich ändern.

Dazu verhilft der zweite Schritt: Mach etwas mit deinen Händen. Denn deine Hände bringen dich mit dem wahren Leben in Kontakt.

Fürs erste ist es ziemlich egal, was du tust. Hauptsache, du kommst in Bewegung. Irgendetwas gibt es immer zu tun. Den Küchentisch abräumen. Den Boden putzen. Mein Bücherregal neu einräumen. Einen Kaffee oder Tee kochen. Es muss nichts Grosses sein. Ich muss nicht gleich die Welt verändern.

Sonnenhügel Backen

Veränderung beginnt im Kleinen. Das ist eine Binsenwahrheit, ich weiss. Trotzdem halte ich sie mir immer wieder vor Augen. Es kommt nicht so sehr darauf an, was ich tue, sondern dass ich etwas tue. Dass ich einen Anfang mache. Damit ich morgens einfacher aufstehe, damit mein Leben wieder in den Fluss kommt.

Dazu schraube ich meine überhöhten Ansprüche nach unten. Das, was ich tue, muss nicht alle Probleme auf einmal lösen. Es genügt, wenn ich in Bewegung komme. Etwas Kleines tun genügt. Aber etwas tun, bei dem ich ein Resultat sehen kann.

Dabei helfen mir meine Hände. Das habe ich im Sonnenhügel gelernt. Bewusst machen wir hier vieles von Hand. Wo es sinnvoll ist, verzichten wir auf Maschinen. Denn mit meinen Händen spüre ich die Welt. Zum Beispiel beim Abwaschen:

  • Das warme Wasser.
  • Die Struktur einer Tasse.
  • Die Seife, welche das Fett löst.
  • Das lustige Quietschen, wenn ich mit dem Finger über den sauberen Teller fahre.

All das sind sinnliche Erfahrungen.

Meine Sinne bringen mich mit mir selbst und mit der Welt in Kontakt. Ich erfahre, wer ich bin und wo ich bin.

Schritt 3: Verbinde dich mit dem Leben anderer

Der dritte Schritt, wenn man nicht mehr aufstehen will, ist etwas weniger leicht zu bewerkstelligen: Mach, was du tust, möglichst gemeinsam mit anderen.

Es hilft tatsächlich, wenn ich eine Arbeit mit jemand anderem zusammen verrichten kann. Oder wenn jemand in der Nähe ist, der oder die zur gleichen Zeit auch etwas macht. Etwas mit anderen gemeinsam machen, unterstützt dich gleichzeitig darin, eine Tagesstruktur zu haben.

Eine gemeinsame Tagesstruktur ist eine bewährte Stütze. Darum treffen wir uns im Sonnenhügel zum Beispiel zu festen Zeiten: um viertel vor Neun etwa besprechen wir gemeinsam, was es zu tun gibt. Um viertel nach Zehn machen wir zusammen Pause. Um viertel nach Zwölf gibt es Mittagessen.

Diese feste Struktur nimmt mir gewisse Fragen ab. Ich muss mir nicht überlegen, wann ich mit der Arbeit beginnen soll. Ob ich sie jetzt erledigen soll oder ob ich damit nicht doch bis zum Nachmittag warten könnte. Ich mache sie jetzt einfach. Einfach weil die anderen jetzt auch arbeiten.

Im Sonnenhügel gibt es noch einen anderen Vorteil: Du musst dir nicht von Grund auf überlegen, was du tun sollst.

Denn die Menschen von der Kerngemeinschaft planen vor. Sie kennen die anfallenden Arbeiten und können sie dir erklären. So stellen sie jeden Tag eine Liste zusammen. Aus dieser Liste kannst du dann auswählen, was du tun möchtest. Drinnen oder draussen. Im Garten oder in der Küche. Einkaufen oder Werkstatt. Je nachdem, was du dir zutraust oder was du vielleicht Neues ausprobieren möchtest.

Eine Auszeit bringt eine neue Routine in dein Leben

Insofern kann eine strukturierte Auszeit wirklich eine Veränderung bringen. Weil sie dir eine Struktur gibt, der du dich anschliessen kannst. Das gibt Halt. Und innerhalb dieser Struktur bleibt deine Freiheit erhalten.

Im Sonnenhügel hast du zum Beispiel jeden Nachmittag zur freien Verfügung. Für all das, was dir sonst noch wichtig ist. Für all das, was dir sonst noch hilft, um deinem Leben neuen Schwung zu verleihen. Einen ausgedehnten Spaziergang machen zum Beispiel. Oder mit anderen Menschen zusammen sein und etwas spielen.

So brauchst du dir am Morgen gar nicht gross zu überlegen, wozu du aufstehen sollst. Es gibt immer etwas zu tun, das du tun kannst. Und die anderen tun es auch.

Sonnenhügel Gäste im Garten

Der Sonnenhügel oder einfach ein Gruppenchat

Es braucht nicht zwingend einen Sonnenhügel, um dein Leben wieder zu leben. Manche Menschen tun sich mit andern zusammen, indem sie sich telefonisch verabreden. Oder sich in einer Chat-Gruppe mit anderen austauschen: «Hey, ich hab’ Chaos in der Wohnung und brauche einen kurzen Motivationsschub. Wer ruft mich in einer halben Stunde an, damit ich mein Erfolgserlebnis teilen kann?»

Wenn du also das nächste Mal morgens nicht aus dem Bett kommst, denke daran: Mach dich nicht klein. Mach was mit deinen Händen. Und suche dir Verbündete.

Auf dass der Hilferuf «ich mag morgens nicht mehr aufstehen» der Vergangenheit angehört und du dein Leben wieder lebst.


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